Bundesfestung - Die Neu-Ulmer Seite

Neu-Ulmer Wasserturm
Der Wasserturm das Wahrzeichen von Neu-Ulm

Die Neu-Ulmer Stadtumwallung stellt sich völlig anders als die Ulmer Umwallung dar. Sie besteht aus sich abwechselnden Bastionen und Courtinen, die alle in Ziegelbauweise errichtet wurden. Der Entwurf und die Ausführung oblag dem Festungsbaudirektor Theodor von Hildebrandt und der Bau der Hauptumwallung wurde geleitet von den bayerischen Oberleutnants Lutz, Ysenburg und Schönnamsgruber. 

18. Oktober 1844: Grundsteinlegung.

1. August 1857: Ende Festungsbau auf der Neu-Ulmer Seite.

 

Bastion 7

 

Die bis zu 92 Mann starke Bastion liegt in der südwestlichen Spitze der Neu-Ulmer Umwallung, der Grundriss entspricht dem der Bastion 3. Hinter dem Wall im heutigen Kollmannspark liegt das ehemalige Kriegspulvermagazin II mit einem Fassungsvermögen von 60 t (1200 Zentner) Schwarzpulver; auf dem Magazin wurde 1898 der Neu-Ulmer Wasserturm gebaut. Im Gegensatz zur Bastion 3 wurden im Wall bei der Modernisierung keine Hohltraversen eingebaut, stattdessen erhielt er auf der Wallkrone drei Erdtraversen. Der Saillant wird derzeit als Lager von einer angrenzenden Firma genutzt.

 

 

Neu-Ulmer Wasserturm
Der Wasserturm auf dem ehemaligen Kriegspulvermagazin II

 

Halbbastion 1 mit Augsburger Tor

 

Die Halbbastion lag gegenüber der Unteren Stadtkehle und konnte mit 66 Mann belegt werden. Rechts von der Bastion führte das Augsburger Tor nach außen, welches 1877/78 von einer auf zwei Durchfahrten erweitert wurde. Bereits 1910/11 wurde der größte Teil der Halbbastion eingeebnet. Das Augsburger Tor blieb noch bis 1960 stehen und wurde als Feuerwehrhaus genutzt, wurde dann trotz Protesten aus der Bevölkerung zu Gunsten einer breiten Verkehrsstraße abgebrochen. Teile des Glacis und der Sockel des Anschlussblockhauses an der Uferstraße 5 sind heute noch erhalten.

 

Bundesfestung Ulm, Die Stadtumwallung der Neu-Ulmer Seite   Front 1 - 3
Die Stadtumwallung der Neu-Ulmer Seite Front 1 - 3

 

Courtine 4 mit der Mittleren Durchfahrt

 

Eine Courtine ist die Mauer (Wall) von Befestigungsanlagen zwischen zwei Türme, Basteien oder sonstigen Bollwerken.

 

 

Die bis zu 332 Mann starke Courtine verband die Bastionen 3 und 5. Ihr Grundriss ähnelt dem der Courtine 2, an der rechten Flankenbatterie wurde 1865 eine Durchfahrt angelegt, um die anderen beiden Tore zu entlasten. Mit dem Abbruch des Werks wurde 1919 begonnen und am 12. Oktober wurde der Grundstein der Neu-Ulmer Festungsanlagen in der Caponniere gehoben, auf Druck der Regierung mussten die Arbeiten jedoch wenig später wieder eingestellt werden. Das bereits gewonnene Abbruchmaterial wurde für den Umbau der katholischen Garnisonskirche (heute Pfarrkirche St. Johann Baptist) 1922 und die Errichtung eines Kriegerdenkmals auf dem Schwal 1932 verwendet.

 

Die Courtine wurde für den Bau einer Möbelfabrik ab 1932 eingeebnet, die Caponniere wurde dabei überbaut und später als Kantine genutzt. Beim Abbruch der Fabrik ab 1993 wurde die Caponniere wieder freigelegt und 1998 an Stelle des geplanten Abbruchs in die Planungen zur Landesgartenschau 2008 mit einbezogen.

 

2005–2007 wurde die Caponniere vollständig restauriert, davor ein Stück Graben mit Künette nachgebildet und auf dem Dach eine Terrasse angelegt, auf der regelmäßig Konzerte stattfinden. Weitere im Boden befindliche Mauerreste wurden 2010 beim Baubeginn für Wohnungen abgetragen.

 

Bundesfestung Ulm, Die Stadtumwallung der Neu-Ulmer Seite   Front 3 - 5
Die Stadtumwallung der Neu-Ulmer Seite Front 3 - 5 (Bild Caponniere der Courtine 4)

Courtine 6

 

Die Courtine verband die Bastionen 5 und 7 und fasste maximal 335 Mann. Der Grundriss entspricht wie schon bei Werk 4 dem der Courtine 2. Der Wall wurde hinter der Caponniere jedoch zum Cavalier ausgebaut. Die Caponniere wurde im Zweiten Weltkrieg von einer Bombe getroffen, der Schaden in der Erdbedeckung ist bis heute nicht repariert. Bis auf die Blockhäuser im gedeckten Weg ist das Werk heute vollständig erhalten. Vor der Spitze der Caponniere wurde Ende der 1970er eine Freilichtbühne errichtet und die gesamte Grabenanlage samt Wall für die Landesgartenschau 1980 in Ulm und Neu-Ulm zu einer Parkanlage umgestaltet. Links der Caponniere befindet sich im Sommer ein Biergarten. Die Fassaden der Escarpenmauern wurden 2005 renoviert.

 

Die Stadtumwallung (Bundesfestung) der Neu-Ulmer Seite Front 5 - 7 von oben.
Die Stadtumwallung der Neu-Ulmer Seite Front 5 - 7 von oben. (Bild Caponniere der Courtine 6)
Bundesfestung Ulm, Die Stadtumwallung der Neu-Ulmer Seite   Front 5 - 7
Die Stadtumwallung der Neu-Ulmer Seite Front 5 - 7

Halbbastion 9 mit Memminger Tor

 

Die Halbbastion liegt genau gegenüber der Oberen Stadtkehle der Ulmer Stadtumwallung und konnte mit bis zu 82 Mann belegt werden. Der Grundriss entspricht dem der Halbbastion 1, das Memminger Tor ist hier in seiner ursprünglichen Form mit einer Durchfahrt erhalten. Am heute noch teilweise erhaltenen Anschlussblockhaus (Jahnstraße 54) befand sich ein Batardeau zur Wasserregulierung der die Hauptumwallung umgebenden Künette.

 

Bundesfestung Ulm, Die Stadtumwallung der Neu-Ulmer Seite   Front 7 - 9
Die Stadtumwallung der Neu-Ulmer Seite Front 7 - 9

Werk 12 Fort Schwaighofen

Das Außenfort wurde in den Jahren 1850 bis 1853 unter den bayerischen Oberleutnants Belleville und Knollmann erbaut und konnte bis zu 231 Mann beherbergen. Es liegt nur rund 250 Meter vor dem Saillant der Bastion 3 und besteht aus einem 1880 nachträglich traversierten Wall, einer Escarpe mit trockenem Graben, und zwei Caponnieren an den Seiten des Reduits in der Kehlmauer. Das Fort wurde später aufgestockt, heute dienen die Mauerbauten als Wohnungen und Firmensitz. Das Werk liegt heute versteckt im Gewerbegebiet im Starkfeld.

Fort Schwaighofen von oben
Fort Schwaighofen von oben
Bundesfestung Ulm, Die Forts der Neu-Ulmer Seite - Werk 12 Schwaighofen
Die Forts der Neu-Ulmer Seite - Werk 12 Schwaighofen

Werk 13 Ludwigsvorfeste

 

Auf der bis 1850 von den Ulmern als Feld und Weide genützten Flächen wird als erste Verteidigungslinie der Bundesfestung auf bayerischer Seite 1853 vor der Mitte der Neu-Ulmer Festungsanlage das Vorwerk 13 vollendet. Es ist das mittlere der gebauten Vorwerke und erhält zu Ehren des Königs Ludwig I. den Namen "Ludwigsvorfeste".

 

Text: Stadtgeschichten Neu-Ulm, © Stadtarchiv Neu-Ulm

 

Werk 13  Ludwigsvorfeste von oben.
Werk 13 Ludwigsvorfeste von oben.
Bundesfestung Ulm, Die Forts der Neu-Ulmer Seite - Werk 13  Ludwigsvorfeste
Die Forts der Neu-Ulmer Seite - Werk 13 Ludwigsvorfeste

 

Wert 14 Illerkanal

 

Das Vorwerk Illerkanal wurde als Vorwerk Nr. 15 geplant und von 1850 bis 1853 unter dem hannoverschen Oberleutnant Oppermann und den bayerischen Oberleutnants Ysenburg und Leutner in der Art eines runden Turmforts erbaut. Es liegt rund 700 m südwestlich der Bastion 7 und konnte bis zu 265 Mann belegt werden. Bis zur Fertigstellung des namensgebenden Illerkanals im Jahr 1910 blieb das Fort namenlos. Das Werk besteht aus einem 1878 nachträglich traversierten Wall, einer Escarpe mit Graben und einem dreiflügligen Reduit. Beim Bau der Abfahrt Neu-Ulm Mitte der A 80 (heute B 28) in den 1970ern wurde ein Teil des Glacis und des Grabens auf der linken Seite abgetragen. 1978 wurde das Werk von der Stadt Neu-Ulm erworben, hier findet regelmäßig das Vorwerkfest statt.

 

Bundesfestung Ulm, Die Forts der Neu-Ulmer Seite - Werk 14 Illerkanal
Die Forts der Neu-Ulmer Seite - Werk 14 Illerkanal

Die Trassmühle,

 

von dem Ingolstädter Zimmermann Josef Ulrich 1844 als Schiffsmühle gebaut, wird 1844 in der Nähe des Augsburger Tores verankert. Sie dient zum Mahlen des Steinmehls als Bindemittel für den Festungsbau. Nach dem Festungsbau arbeitet sie hier an dieser Stelle weiter, bis die restlichen Teile 1957 abgebrochen werden. Zur Erinnerung steht seit 1963 ein Stein in der Parkanlage, der die Geschichte ausführlich beschreibt.

 

Text: Stadtgeschichten Neu-Ulm, © Stadtarchiv Neu-Ulm

Die Trassmühle in Neu-Ulm
Die Trassmühle in Neu-Ulm

 

Nach dem Fall der Festungseigenschaft für die Hauptumwallung 1906 kann nun auch an der Straße vor dem Augsburger Tor in Stein gebaut werden. Der Architekt Friedrich Schäfer errichtet 1909 in der Nähe der Trassmühle seine imposante Villa. 

Lageplan der Bundesfestung Ulm um 1860
Lageplan der Bundesfestung Ulm um 1860